24 €, 20 € (reduziert)

Marie-Josèphe Jude

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16 November 2018 20 h 00 - 21 h 45

Marie-Josèphe Judes Wahlverwandtschaften

Programm :

François Couperin (1668-1733)
Les Ombres errantes (25ème ordre)
Les Barricades mystérieuses (6ème ordre)
La Couperin (21ème ordre)
Les Rozeaux (13ème ordre)
Le Tic-toc choc, ou Les Maillotins (18ème ordre)

Claude Debussy (1862-1918)
Préludes, extraits
Danseuses de Delphes (Livre I)
Bruyères (Livre II)
La Puerta del vino, (Livre II)
La Cathédrale engloutie (Livre I)
Général Lavine – eccentric (Livre II)
Feux d’artifice (Livre II)

Entracte

Robert Schumann (1810-1856)
Fantaisie en ut majeur opus 17
Durchaus fantastisch und leidenschaftlich vorzutragen; Im Legenden-Ton
Mäßig. Durchaus energisch
Langsam getragen. Durchweg leise zu halten.

Biographische Angaben !

Die von einem französischen Vater und einer chinesisch-vietnamesischen Mutter abstammende Marie-Josèphe Jude begann ihr Musikstudium am Konservatorium in Nizza. Sie erhielt dort eine zweifache Ausbildung, da sie einen Studiengang Klavier und einen Studiengang Harfe parallel belegte.
Diese frühe Künstlerin wurde im Alter von 13 Jahren ins CNSMD Lyon im Fach Harfe (Klasse von Elisabeth Fontan-Binoche) und ins CNSMD Paris im Fach Klavier in die Klasse von Aldo Ciccolini aufgenommen. Nachdem sie ihre ersten Klavier- und Kammermusikpreise sowie den Diplomabschluss für Harfenkonzerte an der Ecole Normale de musique in Paris erhalten hatte, begab sie sich nach London, um bei der großen Pädagogin und Anhängerin von Arthur Schnabel, Maria Curcio-Diamand, hinzuzulernen.

Sie beschloss damals, sich ausschließlich dem Klavier zu widmen: Sie sollte im Jahr 1989 Preisträgerin des Internationalen Clara Haskil-Wettbewerbs in Vevey und im Jahr 1995 der Victoire de la Musique werden. Ihre Karriere als Solistin führte sie danach in Säle und zu Festspielen weltweit, von Montpellier nach Bath, von La Roque d’Anthéron nach Kuhmo, von Bagatelle nach Locarno; sie arbeitete mit zahlreichen französischen und europäischen Orchestern zusammen (dem Orchestre de Paris, dem Orchestre Philharmonique de Nice, dem Orchestre National de Lyon, Les Siècles, dem BBC Scottish Orchestra, dem Sinfonieorchester Basel, dem Orchestre Philharmonique du Luxembourg, …) und spielte unter der Leitung von J.Märkl, F.Brüggen, C.Dutoit, E.Krivine, F-X.Roth, J.-Y.Ossonce, J.Axelrod, A.Tamayo oder K.Weise.

Als erfahrene Kammermusikerin bildete sie viele Jahre lang ein Duett mit Laurent Korcia und spielt regelmäßig mit Henri Demarquette, Xavier Phillips, Jean-Marc Phillips, Marc Coppey, Philippe Graffin, Gary Hoffmann, Stéphanie-Marie Degand, Mireille Delunsch… zusammen

Sie beschäftigte sich ebenfalls mit einem sehr großen Teil des Repertoires für 2 Klaviere und 4 Hände in Begleitung von Jean-François Heisser, Claire Désert und Michel Béroff. Ihr Lieblingsrepertoire spiegelt sich in ihrer umfangreichen Diskografie wider: alle Werke für Klavier von Brahms (deren letztes Album für 2019 vorgesehen ist), Clara Schumann, Mendelssohn, Beethoven, Chopin, aber auch Henri Dutilleux, Maurice Ohana (der sie zu einer seiner Lieblingsinterpreten gemacht hat), Berg, Jolivet. Ihre letzte Platte widmet sich Liszt im Duett mit Michel Béroff. Im Jahr 2018 sollen 2 Alben erscheinen: Debussy/Ravel im Duett mit Michel Béroff,  Schumann solo (bei Lyrinx). Marie-Josèphe Jude widmet einen Großteil ihrer Tätigkeit ebenfalls dem Lehrberuf: Nachdem sie 4 Jahre lang Lehrerin am CNSMD in LYON war, unterrichtet sie seit 2016 am CNSMD in PARIS. Sie wurde im Oktober 2017 zur Vorsitzenden und künstlerischen Leiterin der Internationalen Sommerakademie Nizza ernannt.

Einige Anmerkungen zu den Werken !

François Couperin, auch Couperin der Große genannt, wurde 1668 geboren und ist zweifelsfrei der größte französische Komponist seiner Generation. Seine siebenundzwanzig Ordres beendeten die Ära der Tanzsuite und boten gleichzeitig das System der Sammlung charakterstarker Stücke als Alternative zur italienischen Sonate an. Couperin verlieh jedem Stück einen Titel, weigerte sich jedoch stets, eine entsprechende Erklärung abzugeben. Ihr einziger Nutzen lag für ihn darin, seine Inspiration zu nähren. Marie-Josèphe Jude wählte fünf dieser Stücke aus, von denen einige zu emblematischen Seiten des Repertoires geworden sind und sich großer Beliebtheit erfreuen. Zu nennen sind Les Barricades mystérieuses, Les Ombres errantes, Le Tic-toc choc oder Les Maillotins.

 Bei den sechs Préludes von Claude Debussy, welche von Marie-Josèphe Jude für dieses Instrumentalkonzert ausgewählt wurden, handelt es sich um Auszüge aus den 12 Préludes aus dem Premier Livre, welche 1910 ziemlich rasch (in weniger als drei Monaten) komponiert wurden, sowie aus den 12 des Deuxième Livre, welche zu Beginn des Jahres 1913 fertiggestellt wurden. Danseuses de Delphes beschwört das antike Griechenland herauf. Bruyères erinnert aufgrund seiner Ruhe, seiner Reinheit, seiner idyllischen Frische durchaus an La fille aux cheveux de lin. Eine einfache, von Manuel de Falla zugesandte Postkarte von den Toren der Alhambra inspirierte Debussy zur La Puerta del vino, welche von den Kontrasten zwischen Schatten und Licht geprägt ist und sie in diesem Präludium kraftvoll wiedergibt. Eine Sage drängt sich bei La Cathédrale engloutie auf, nämlich die bretonische Sage der im 4. Jahrhundert untergegangenen Stadt Ys, von der bei Ebbe noch die Fundamente der Kathedrale zu sehen sind. Dieses Debussy-Minikonzert endet mit zwei mitreißenden Präludien. Das erste, General Lavine – eccentric, ist eine Anspielung auf den amerikanischen Jongleur Edvard La Vine, der mit den Füßen Klavier spielte. Feux d’artifice ist ein beliebtes Stück bei Pianisten, welche zu Einfallsreichtum aufgefordert sind, um alle listzschen Klaviereffekte zum Ausdruck zu bringen. In der Coda schiebt Debussy ein kurzes Fragment unserer… Marseillaise ein.

Die in der Mitte des Jahres 1836 komponierte Fantasie, opus 17 ist Franz Liszt gewidmet. Sie umfasste ursprünglich nur einen einzigen Satz, bei dem es sich um eine herzzerreißende Klage an seine geliebte Clara handelt, von der er sich trennen muss. Im Jahr 1839 schrieb er ihr einen Brief, in dem er ihr den tieferen Sinn der Fantasie erneut erklärte: Du kannst die Fantasie nur verstehen, wenn du dich im Geiste in diesen schmerzhaften Sommer 1836 zurückversetzt, in dem ich auf dich verzichtet habe.. Einige Monate später sollte Ruinen durch zwei weitere Sätze ergänzt werden und somit eine dreisätzige Sonate bilden.