Christo und Jeanne-Claude

Sammlung Würth

12. Juli 2020 > 20. Oktober 2021

Das Musée Würth zeigt eine einmalige Retrospektive der Projekte von Christo und Jeanne-Claude, einem der aufsehenerregendsten Künstlerpaare der zeitgenössischen Kunst. Möglich ist dies durch den bedeutenden Werkbestand in der Sammlung Würth.

Christo (1935 – 2020) und Jeanne-Claude (1935 – 2009) prägen mit ihrer Persönlichkeit seit den 1960er Jahren die Kunstwelt ebenso wie das kollektive Gedächtnis. Ihre Projekte sind eine stete Aufforderung, die Umwelt aus einem neuen Blickwinkel zu betrachten, ungeachtet ob es sich um urbane oder landschaftliche Eingriffe handelt: ein zwischen zwei Bergen gespannter oranger Vorhang in Colorado 1972, der verhüllte Pont-Neuf in Paris 1985, ausladende, zugleich in Japan und Kalifornien aufgespannte Schirme 1991 … Diese temporären Kunstwerke berühren die Öffentlichkeit ganz unmittelbar und vermitteln eine überwältigende ästhetische Erfahrung.

Das verbindende Element der meisten Projekte ist das Medium Stoff. Gemäß des Credo des Künstlerpaars, dass sich das Leben nicht durch die Zahl unserer Atemzüge, sondern durch Orte und Momente, die uns den Atem rauben, bemerkbar macht, sind Vergänglichkeit und Verwandlung zentrale Aspekte ihrer Kunst, egal ob sie ein Bauwerk in ein skulpturales Monument von zweckfreier Schönheit verwandeln oder einer Landschaft in nie gesehener Weise ein zauberhaftes Element hinzufügen.

CHRISTO ET JEANNE-CLAUDE
The Pont Neuf Wrapped, Paris 1975-85
1985
Fotografie von Wolfgang Volz
70 x 100 cm
Sammlung Würth, Inv. 2801
Urheberrecht: Wolfgang Volz – © Christo

Das französisch-bulgarische Paar, das später die amerikanische Staatsangehörigkeit erhielt, begegnete sich 1958 in Paris. Nachdem Christo sehr rasch in Kontakt mit der Gruppe der Nouveaux Réalistes gelangt war, verfolgte er seinen bereits eingeschlagenen Weg, mit realen Gegenständen zu arbeiten weiter.

Er nahm die ersten Verhüllungen in Angriff und absolvierte gemeinsam mit Jeanne-Claude seine ersten künstlerischen Interventionen im öffentlichen Raum. Im Laufe der sechs Jahre in Paris entstanden nicht nur die Grundlagen ihrer künstlerischen Praxis, sondern auch die Ideen für zahlreiche Projekte, die oftmals mehrere Jahrzehnte bis zur Vollendung benötigen sollten. Im Jahr 1964 richteten sie ihr Atelier in New York endgültig ein, reisten jedoch auch weiterhin durch die Welt, um ihre Projekte zu fördern und zu entwickeln.

CHRISTO
Valley Curtain, Project for Rifle, Colorado 1970-72
1972
Collage: Bleistift, Stoff, Fotografie von Harry Shunk, Farbstift, Kohle, technische Daten und Klebeband
71 x 56 cm
Sammlung Würth, Inv. 2602
Urheberrecht: Harry Shunk – © Christo

CHRISTO ET JEANNE-CLAUDE
Valley Curtain, Rifle, Colorado 1970-72
1972
Fotografie von Wolfgang Volz
70 x 100 cm
Sammlung Würth, Inv. 2799
Urheberrecht: Wolfgang Volz – © Christo

Die Kunst von Christo und Jeanne-Claude versteht sich als prozessuales Werk, bei dem jeder Schritt – von der Idee bis zur Realisierung – gleichbedeutend ist. Denn das verwirklichte, temporäre Projekt ist mit den vorbereitenden Zeichnungen oder den maßstabsgetreuen Modellen untrennbar verbunden. Und auch die Fotografien und Filme, die die vollendete Installation dokumentieren zählen hierzu. Die schöpferische Freiheit, die sich das Paar bewahrt, indem es seine aufwändigen Werke selbst finanziert, basiert zudem auf dem Verkauf dieser Arbeiten.

In der Sammlung Würth zeugt der reiche Bestand von 130 Werken, von denen im Musée Würth ein Großteil zu sehen sein wird, zugleich von der entschieden engagierten Unterstützung des Sammlers und Unternehmers Reinhold Würth für ein einzigartiges künstlerisches „Projekt“.

Die für Herbst 2020 geplante Verhüllung des Pariser Triumphbogens, die aufgrund der Corona-Pandemie auf 2021 verschoben wurde, findet trotz des Todes Christos als posthumes Projekt statt.